(Die Pfarrkirche Sant Miquel, Sa Pagesa i Sa Quartera)

Die Kirche

Die heutige Pfarrkirche des Heiligen Michaels (Sant Miquel), zu der vom Platz des Margaretenbrunnens (Plaza de sa Font de Santa Margalida) eine majestätische Treppe emporführt, wurde zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert errichtet. An derselben Stelle waren seit dem 13. Jahrhundert bereits verschiedene christliche Bauwerke erbaut worden, die der Heiligen Maria geweiht waren. Mit dem Bau der neuen Kirche wurde diese jedoch ab 1376 auf den Heiligen Michael umgeweiht.

1551 begannen unter der Leitung der mallorquinischen Architekten Antoni und Jordi Genovard die Bauarbeiten der heutigen Kirche. Zu seiner Zeit war Antoni Genovard ein hoch anerkannter und erfolgreicher Baumeister, der sich unter anderem durch seine Arbeiten an den Pfarrkirchen von Binissalem und der von Sant Pere in Petra auszeichnet.

Das Bauprojekt folgt den Leitlinien und dem typischen Vorbild der katalanischen Gotik: einschiffig, mit Seitenkapellen zwischen Strebepfeilern und einem Kreuzgewölbe. Die Hauptfront, bereits 1591 fertiggestellt, folgt ebenfalls der gotischen Tradition und zeigt eine ebene, schlichte Fassade mit einem zentralen Rosenfenster mit Gitterwerk. Der Großteil der Fassadenverzierung konzentriert sich auf das Hauptportal im Renaissance-Stil, nach Entwürfen von Miquel Quetglas aus den Jahren 1599 bis 1603 erstellt. Es handelt sich um eines der ersten Portale Mallorcas, das wie das Hauptportal der Kathedrale Mallorcas das Grundprinzip einer Apsis mit Rundbogenportal aufweist. Das Portal lehnt an das Vorbild eines Triumphbogens an: halbrundes Portal, flankiert von zwei ionischen Säulen mit kannelierten Schäften und mit einem von einem Architrav gebildeten Gebälk, abgeschlossen mit einer runden Kassettendecke über einem Tympanon. Das mit Flachreliefs verzierte Tympanon ist eines der ersten Beispiele für die Einführung der klassizistischen Darstellungsweise in der mallorquinischen Bildhauerkunst. Auf dem Tympanon hebt sich das Wappen von Felanitx ab, von zwei Engeln getragen. Die Bekrönung der Fassade gehört bereits dem Spätbarock an und entstand im Jahre 1746. Sie wurde von dem mallorquinischen Kapuzinerpater Cayetano im churrigueresken Stil entworfen.

Im Glockenturm fällt die Glocke „Eloi“ aus dem Jahre 1680 auf, die erste, die hergestellt wurde.

Der Grundriss der Pfarrkirche entspricht dem für die katalanische Gotik typischen Vorbild: einschiffiger Grundriss mit Seitenkapellen zwischen den Strebepfeilern, sieben zu jeder Seite. Das Kirchenschiff ist in sechs Joche unterteilt und mit einer rechteckigen Apsis abgeschlossen, die 1867 beim Umbau durch den Architekten Pere d'Alcàntara Penya entstand, denn die Apsis war ursprünglich polygonal.

Der Aufriss des Kirchenschiffs weist zwei Ebenen auf. Die erste mit den Seitenkapellen, die sich unter Spitzbögen öffnen, und die zweite Ebene mit den oberen Fenstern. Ein Fries mit Pflanzenmotiven trennt beide Ebenen.

Die Joche des Mittelschiffs sind jeweils durch kreuzförmige Säulen begrenzt, die die verschiedenen Kapellen voneinander abgrenzen. An den Kapitellen setzen die Rippen der Querbögen an, die das Kreuzrippengewölbe des gesamten Kirchenschiffs bilden. Auch die Seitenkapellen sind mit dem gleichen Kreuzrippengewölbe gedeckt.

Unter den Kapellen sticht die Rosenkranzkapelle hervor, erbaut zwischen 1727 und 1730 nach Plänen des Architekten Juan de Aragón, der auch den Hochaltar der Kirche des Heiligen Franziskus in Palma schaffte.

Die Skulptur einer Bäuerin: Sa Pagesa

Die Skulptur Sa Pagesa steht neben der Pfarrkirche an der Straße Nuno Sanç. Ursprünglich befand sie sich an der Promenade Paseo Ramon Llull. Die Statue ist nicht nur eine Skulptur, sondern auch ein Brunnen und sie trägt die typische Tracht einer Bäuerin. Das sogenannte vestit de pagès (Bauerntracht) oder auch vestit a l'ample (weites Gewand) spiegelt die Geschichte und Kultur Mallorcas wider, denn es entstand aus der Weiterentwicklung des mallorquinischen Trachten im 19. und 20. Jahrhundert. Es handelt sich um die typische Tracht, die ursprünglich von den oberen Gesellschaftsschichten getragen wurde und die das Volk nachahmte und sich im Laufe der Zeit zu eigen machte. Außer der Tracht trägt Sa Pagesa auch den typischen Wasserkrug, wie er damals auf den Dörfern verwendet wurde.

Das Portal Sa Quartera

Neben der Skulptur Sa Pagesa befindet sich das Portal Sa Quartera, Bestandteil eines früher bestehenden gleichnamigen Gebäudes, das zwischen 1840 und 1844 hinter der Pfarrkirche erbaut worden war. Als 1933 die neue Markthalle geplant wurde, riss man es ab; nur das Portal wurde erhalten und an seinen heutigen Standort neben dem Pfarrhaus verlegt.

Der Schöpfer dieses Werks war der katalanische Meister Lorenzo Rovira, der bereits den Brunnen der Heiligen Margarete gebaut hatte und wahrscheinlich war er es auch, der die klassizistische Ausdrucksweise in Felanitx einführte. Sa Quartera ist ein Portal mit Oberschwelle und schlichter Ästhetik aus behauenen Steinen und in klassizistischer Ausdrucksweise verziert. Die dafür verwendete architektonische Struktur besteht aus zwei dorischen Pilastern, die das Portal flankieren, sowie dem Gebälk (verziert mit einem Fries aus Triglyphen und Metopen) und dem dreieckigen Giebel als Abschluss. Diese Struktur erinnert deutlich an den klassizistischen Kanon, der bei den Architekten, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert auf Mallorca wirkten, sehr beliebt war.

In dem Flachrelief, das im oberen Tympanon zu sehen ist, fällt das Wappen von Felanitx als Zierelement auf.